Telemedizin 24/7: Medizinische Hilfe nachts, am Wochenende und an Feiertagen

Die Erkältung meldet sich am Sonntagnachmittag, das Fieber steigt mitten in der Nacht, die Magenschmerzen kommen am Feiertag – Krankheiten halten sich nicht an Sprechzeiten. Genau dann, wenn die Hausarztpraxis geschlossen ist, brauchen viele Menschen medizinische Beratung. Die Telemedizin macht es möglich: Ärztliche Hilfe rund um die Uhr, ohne Wartezeit im Notdienst und ohne unnötigen Weg in die Notaufnahme.

In diesem Ratgeber erfahren Sie, welche Telemedizin-Anbieter nachts, am Wochenende und an Feiertagen verfügbar sind, wann sich der digitale Arztbesuch lohnt und wie Sie auch außerhalb regulärer Praxiszeiten schnell und sicher medizinische Hilfe bekommen.

Warum ist 24/7-Verfügbarkeit bei Telemedizin so wichtig?

Die klassischen Sprechzeiten von Arztpraxen passen oft nicht zum Alltag vieler Menschen. Berufstätige haben unter der Woche selten Zeit für einen Arztbesuch, und Beschwerden halten sich nicht an den Acht-Stunden-Tag. Die Verfügbarkeit von Telemedizin außerhalb regulärer Praxiszeiten bietet mehrere entscheidende Vorteile:

Schnelle Hilfe bei akuten Beschwerden

Wenn nachts plötzlich hohes Fieber auftritt oder am Sonntag ein Hautausschlag erscheint, möchten Sie nicht bis Montag warten. Telemedizin-Anbieter mit 24/7-Service ermöglichen eine zeitnahe ärztliche Einschätzung – oft innerhalb von 15 bis 30 Minuten.

Alternative zur überlasteten Notaufnahme

Notaufnahmen sind häufig überfüllt mit Patienten, die keine echten Notfälle sind. Bei leichten bis mittelschweren Beschwerden ist eine Video-Sprechstunde die bessere Alternative: schneller, bequemer und ohne Ansteckungsrisiko im Wartezimmer. Auch Informationen zu akuten Beschwerden und Notfällen haben wir für Sie zusammengestellt.

Flexibilität für Schichtarbeiter

Menschen, die nachts oder am Wochenende arbeiten, haben oft Schwierigkeiten, reguläre Arzttermine wahrzunehmen. Telemedizin-Services mit erweiterten Sprechzeiten ermöglichen auch diesen Berufsgruppen den Zugang zu medizinischer Versorgung.

Beruhigung für besorgte Eltern

Besonders Eltern kleiner Kinder kennen die Situation: Das Kind bekommt nachts Fieber oder entwickelt plötzlich Symptome. Eine schnelle ärztliche Einschätzung per Video gibt Sicherheit und hilft bei der Entscheidung, ob ein Notaufnahme-Besuch wirklich notwendig ist. Unser Ratgeber zu Telemedizin für Kinder liefert weitere Details.

Welche Telemedizin-Anbieter sind rund um die Uhr verfügbar?

Nicht alle Telemedizin-Plattformen bieten echte 24/7-Verfügbarkeit. Hier ein Überblick über die wichtigsten Anbieter und ihre Sprechzeiten:

TeleClinic – Der 24/7-Marktführer

Verfügbarkeit: Täglich rund um die Uhr

Besonderheiten:

• Echte 24/7-Sofortberatung ohne Einschränkungen
• Durchschnittliche Wartezeit: 10-20 Minuten
• Allgemeinmedizin und viele Fachrichtungen verfügbar
• E-Rezept und Krankschreibung auch nachts möglich
• Über 50 Krankenkassen kooperieren mit TeleClinic

Kosten:

• Mit Krankenkassen-Kooperation: oft kostenlos
• Selbstzahler: 25-35 Euro (Tag und Nacht gleicher Preis)

Für wen geeignet: Ideal für alle, die echte Rund-um-die-Uhr-Verfügbarkeit benötigen – egal ob nachts um 3 Uhr oder Sonntagmittag.

Ärztlicher Bereitschaftsdienst 116117

Verfügbarkeit: Täglich 24 Stunden (telefonisch)

Besonderheiten:

• Kostenloser telefonischer Bereitschaftsdienst der kassenärztlichen Vereinigungen
• Vermittlung zu Bereitschaftspraxen in Ihrer Nähe
• Hausbesuche bei Bedarf
• Auch per Video-Sprechstunde (regional unterschiedlich)
• Keine Kosten für gesetzlich Versicherte

Hinweis: 116117 ist für dringende medizinische Fragen außerhalb der Sprechzeiten gedacht – nicht für akute Notfälle (dann 112 wählen).

Für wen geeignet: Perfekt für dringende Beschwerden, die nicht bis zum nächsten Werktag warten können, aber keinen Notfall darstellen.

Kry – Erweiterte Sprechzeiten ohne Nachtdienst

Verfügbarkeit: Täglich 6:00 bis 23:00 Uhr

Besonderheiten:

• Sehr lange, aber keine 24-Stunden-Verfügbarkeit
• Kurze Wartezeiten auch am Wochenende
• Moderne, benutzerfreundliche App
• E-Rezept und AU-Bescheinigung möglich

Kosten:

• Mit Krankenkassen-Kooperation: kostenlos
• Selbstzahler: ca. 25 Euro

Für wen geeignet: Gut für Patienten, die abends oder früh morgens Hilfe brauchen, aber keine nächtlichen Notfälle haben.

TK-Doc (Techniker Krankenkasse)

Verfügbarkeit: 24/7 für TK-Versicherte

Besonderheiten:

• Komplett kostenlos für TK-Versicherte
• Video-Sprechstunde und telefonische Beratung
• Fachärztliche Beratung verfügbar
• Auch auf Reisen im Ausland nutzbar
• Integration in TK-App

Kosten:

• 0 Euro für TK-Versicherte
• Nicht für andere Kassen verfügbar

Für wen geeignet: Die beste Wahl für alle TK-Versicherten, die rund um die Uhr kostenlosen Zugang zu Ärzten wünschen.

Barmer Teledoktor

Verfügbarkeit: Täglich 6:00 bis 22:00 Uhr

Besonderheiten:

• Kostenlos für Barmer-Versicherte
• Video-Sprechstunde mit niedergelassenen Ärzten
• Direkte Abrechnung über Versichertenkarte
• Rezeptausstellung möglich

Kosten:

• 0 Euro für Barmer-Versicherte

Für wen geeignet: Barmer-Versicherte, die erweiterte Sprechzeiten nutzen möchten, aber keine nächtliche Verfügbarkeit benötigen.

Vergleichstabelle: Sprechzeiten der Anbieter

Welche medizinischen Anliegen kann ich nachts per Telemedizin klären?

Nicht jede Beschwerde eignet sich für eine Video-Sprechstunde – besonders nachts sollten Sie wissen, wann Telemedizin hilft und wann Sie den Notruf wählen sollten.

Gut geeignet für Telemedizin außerhalb der Sprechzeiten

Leichte akute Erkrankungen:

• Erkältung mit Fieber, Husten, Schnupfen
• Halsschmerzen und Schluckbeschwerden
• Leichte Magen-Darm-Beschwerden (Übelkeit, Durchfall)
• Kopfschmerzen und Migräne
• Leichte Harnwegsinfekte

Hautprobleme:

• Plötzlicher Hautausschlag
• Insektenstiche mit allergischer Reaktion
• Sonnenbrand oder leichte Verbrennungen
• Neurodermitis-Schübe

Chronische Erkrankungen:

• Verschlechterung bekannter Beschwerden
• Fragen zur Medikamenteneinnahme
• Anpassung der Therapie nötig
• Kontrolle von Blutzucker- oder Blutdruckwerten

Kinder:

• Fieber beim Kind ohne andere Symptome
• Ohrenschmerzen
• Bauchschmerzen ohne starke Schmerzen
• Erkältungssymptome
• Hautausschläge

Organisatorisches:

• Krankschreibung bei beginnender Erkältung
• Folgerezept für Dauermedikation
• Beratung zu Befunden
• Zweitmeinung einholen

Wann Sie NICHT Telemedizin nutzen sollten – Notruf 112!

Bei folgenden Symptomen sollten Sie sofort den Notruf 112 wählen oder die Notaufnahme aufsuchen:

Lebensbedrohliche Zustände:

• Starke Brustschmerzen, Herzrasen, Verdacht auf Herzinfarkt
• Akute Atemnot
• Bewusstseinsstörungen, Ohnmacht
• Schwere Verletzungen, starke Blutungen
• Verdacht auf Schlaganfall (hängender Mundwinkel, Lähmungen, Sprachstörungen)
• Vergiftungen

Schwere akute Symptome:

• Sehr hohes Fieber über 40 Grad mit Bewusstseinstrübung
• Starke Bauchschmerzen (mögliche Blinddarmentzündung)
• Plötzliche starke Kopfschmerzen (“wie noch nie”)
• Krampfanfälle
• Schwere allergische Reaktionen mit Atemnot

Bei Kindern besonders aufmerksam sein:

• Säuglinge unter 3 Monaten mit Fieber
• Kinder mit Atemnot oder ungewöhnlich schneller Atmung
• Kinder, die nicht mehr ansprechbar oder extrem schlapp sind
• Verdacht auf Meningitis (steifer Nacken, Lichtempfindlichkeit, Fieber)

Im Zweifelsfall gilt: Lieber einmal zu viel den Notruf wählen als zu spät reagieren!

Praktische Tipps für die Video-Sprechstunde außerhalb der Sprechzeiten

Vorbereitung auch nachts wichtig

Auch wenn Sie mitten in der Nacht oder am Sonntagmorgen einen Arzt kontaktieren, hilft gute Vorbereitung:

Technische Vorbereitung:

• Smartphone oder Tablet aufgeladen oder am Ladekabel
• Stabile Internetverbindung prüfen (WLAN oder mobile Daten)
• Ruhigen, gut beleuchteten Raum wählen
• Kamera und Mikrofon testen

Medizinische Informationen bereithalten:

• Aktuelle Medikamentenliste (Namen und Dosierungen)
• Bekannte Allergien und Unverträglichkeiten
• Vorerkrankungen
• Temperatur messen und notieren (falls Fieber)
• Symptome und Zeitpunkt des Auftretens notieren

Für Kinder:

• Gewicht des Kindes wissen (wichtig für Medikamentendosierung)
• Impfpass griffbereit haben
• Beschwerden des Kindes genau beobachten und dokumentieren

Typischer Ablauf einer nächtlichen Video-Sprechstunde

Schritt 1: Anbieter auswählen und einloggen

• App öffnen oder Website aufrufen
• Gegebenenfalls registrieren (bei Erstnutzung)
• “Sofortberatung” oder “Jetzt Arzt sprechen” wählen

Schritt 2: Vorab-Fragebogen ausfüllen

• Grund der Konsultation angeben
• Hauptsymptome beschreiben
• Dringlichkeit einschätzen
• Wartezeit wird angezeigt (meist 10-30 Minuten)

Schritt 3: Wartezeit nutzen

• Raum vorbereiten (Beleuchtung, Ruhe)
• Symptome nochmals durchgehen
• Fragen notieren

Schritt 4: Video-Gespräch startet

• Arzt begrüßt Sie und stellt sich vor
• Anamnese: Symptome, Vorerkrankungen, Medikamente
• Visuelle Untersuchung (betroffene Stellen zeigen)
• Diagnose und Behandlungsempfehlung
• Rezept oder Krankschreibung bei Bedarf

Schritt 5: Nach dem Gespräch

• Zusammenfassung und Dokumente herunterladen
• E-Rezept in Apotheke einlösen (am nächsten Tag)
• E-AU wird automatisch an Krankenkasse übermittelt
• Bei Verschlechterung erneut Kontakt aufnehmen

Besonderheiten bei nächtlichen Konsultationen

Apotheken geschlossen? Wenn Sie nachts ein Rezept erhalten, können Sie es am nächsten Morgen einlösen. Bei dringenden Medikamenten finden Sie über die Notdienst-Apotheken-Suche (www.aponet.de) eine geöffnete Apotheke in Ihrer Nähe.

Krankschreibung mitten in der Nacht? Eine elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung können Sie auch nachts erhalten. Die E-AU wird automatisch an Ihre Krankenkasse übermittelt. Informieren Sie Ihren Arbeitgeber am nächsten Morgen.

Unsicher, ob Telemedizin ausreicht? Im Gespräch wird der Arzt einschätzen, ob eine Video-Sprechstunde ausreicht oder ob Sie doch zum Bereitschaftsdienst oder in die Notaufnahme sollten. Seriöse Ärzte verweisen Sie bei Bedarf weiter.

Kosten: Ist die Nacht teurer als der Tag?

Eine häufige Sorge: Kostet eine Video-Sprechstunde nachts mehr? Die gute Nachricht: Bei den meisten Anbietern nicht.

Preise bei kommerziellen Anbietern

TeleClinic:

• Tag und Nacht gleicher Preis: 25-35 Euro
• Keine Nacht- oder Wochenendzuschläge
• Mit Krankenkassen-Kooperation oft kostenlos

Kry:

• Einheitspreis: ca. 25 Euro (keine Nachtdienst, aber abends bis 23 Uhr)
• Bei Krankenkassen-Kooperation kostenlos

Fernarzt:

• Keine Live-Video-Sprechstunde, aber Fragebogen jederzeit ausfüllbar
• Festpreise zwischen 15-25 Euro, unabhängig von der Tageszeit

Kostenfreie Alternativen

Ärztlicher Bereitschaftsdienst 116117:

• Komplett kostenlos für gesetzlich Versicherte
• Telefonische Beratung rund um die Uhr
• Regional auch Video-Sprechstunden verfügbar

Krankenkassen-eigene Dienste:

• TK-Doc: kostenlos für TK-Versicherte (24/7)
• Barmer Teledoktor: kostenlos für Barmer-Versicherte (6-22 Uhr)
• Andere Kassen bieten ähnliche Services

Datenschutz und Sicherheit auch nachts gewährleistet

Eine wichtige Frage: Sind meine Daten auch nachts sicher? Die Antwort: Ja, bei seriösen Anbietern gelten die gleichen Sicherheitsstandards rund um die Uhr.

Verschlüsselte Verbindungen

Alle Video-Sprechstunden werden Ende-zu-Ende verschlüsselt übertragen. Das gilt zu jeder Tages- und Nachtzeit. Niemand außer Ihnen und dem Arzt hat Zugriff auf die Inhalte. Weitere Details zum Datenschutz bei Telemedizin finden Sie in unserem separaten Ratgeber.

Ärztliche Schweigepflicht

Die ärztliche Schweigepflicht gilt uneingeschränkt – unabhängig davon, ob Sie um 14 Uhr oder um 2 Uhr nachts einen Arzt konsultieren.

DSGVO-Konformität

Seriöse Anbieter speichern Ihre Daten auf deutschen oder EU-Servern und erfüllen alle Anforderungen der Datenschutz-Grundverordnung. Die Tageszeit spielt dabei keine Rolle.

Wann lohnt sich Telemedizin wirklich – und wann nicht?

Telemedizin lohnt sich besonders

An Wochenenden und Feiertagen: Wenn die Hausarztpraxis geschlossen ist, aber die Beschwerden nicht bis Montag warten können, ist Telemedizin ideal.

Bei Schichtarbeit: Menschen, die nachts oder früh morgens arbeiten, finden schwer Zeit für Arzttermine. Telemedizin passt sich Ihrem Rhythmus an.

Bei weiter Anfahrt: Wenn der nächste Bereitschaftsdienst weit entfernt ist und Sie unsicher sind, ob die Beschwerden einen Weg rechtfertigen, bietet Telemedizin eine gute Ersteinschätzung.

Für Eltern: Nachts aufstehendes, fiebriges Kind – eine Video-Sprechstunde gibt schnell Sicherheit, ob Sie bis zum Morgen warten können oder sofort handeln sollten.

Grenzen der Telemedizin außerhalb der Sprechzeiten

Keine Labor- oder Bildgebung: Blutuntersuchungen oder Röntgenbilder können nachts per Telemedizin nicht durchgeführt werden. Bei entsprechendem Bedarf müssen Sie doch zum Bereitschaftsdienst.

Keine körperlichen Untersuchungen: Abtasten des Bauches, Abhören von Herz und Lunge oder das Messen von Blutdruck vor Ort sind digital nicht möglich.

Bei Unsicherheit: lieber vor Ort Wenn Sie unsicher sind, ob Ihre Beschwerden schwerwiegend sind, ist ein persönlicher Besuch beim Bereitschaftsdienst oder in der Notaufnahme die sicherere Wahl.

Fazit: Telemedizin als wertvolle Ergänzung rund um die Uhr

Telemedizin-Anbieter mit 24/7-Verfügbarkeit sind eine echte Bereicherung für das deutsche Gesundheitssystem. Sie schließen Versorgungslücken außerhalb regulärer Praxiszeiten, entlasten überfüllte Notaufnahmen und geben Patienten schnellen Zugang zu medizinischer Beratung – egal ob nachts, am Wochenende oder an Feiertagen.

Die wichtigsten Erkenntnisse:

• TeleClinic und TK-Doc bieten echte 24/7-Verfügbarkeit
• Der ärztliche Bereitschaftsdienst 116117 ist kostenlos und rund um die Uhr erreichbar
• Preise sind meist unabhängig von der Tageszeit
• Telemedizin ersetzt nicht den Notruf bei lebensbedrohlichen Zuständen
• Bei leichten bis mittelschweren Beschwerden ist Telemedizin eine schnelle und bequeme Alternative

Informieren Sie sich vorab, welcher Anbieter mit Ihrer Krankenkasse kooperiert, und speichern Sie die App oder Website auf Ihrem Smartphone. So sind Sie vorbereitet, wenn Sie außerhalb der Sprechzeiten medizinische Hilfe benötigen – und können schnell, sicher und unkompliziert Unterstützung bekommen.