Patient mit chronischer Erkrankung nutzt Telemonitoring-Geräte zur Übertragung von Gesundheitsdaten an Arzt
Ratgeber

Telemedizin bei chronischen Erkrankungen: Digitale Langzeitbetreuung 2025

Telemedizin Portal
16 Min. Lesezeit
Diabetes, Bluthochdruck oder Herzerkrankungen digital managen: Wie Telemedizin die Langzeitbetreuung chronisch Kranker verbessert und welche Möglichkeiten digitales Monitoring bietet.

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Leben mit einer chronischen Erkrankung bedeutet oft jahrelange regelmäßige Arztbesuche, ständiges Monitoring von Werten und die Herausforderung, den Alltag trotz gesundheitlicher Einschränkungen zu meistern. Telemedizin bietet hier neue Möglichkeiten: Digitale Langzeitbetreuung macht es möglich, Ihre Gesundheit engmaschig zu überwachen, ohne ständig in die Praxis zu müssen. Gleichzeitig bleiben Sie in kontinuierlichem Kontakt mit Ihrem Behandlungsteam.

In diesem Ratgeber erfahren Sie, wie Telemedizin die Versorgung chronisch kranker Menschen verändert, welche Technologien zum Einsatz kommen und wie Sie selbst von digitaler Langzeitbetreuung profitieren können.

Was bedeutet telemedizinische Langzeitbetreuung?

Telemedizinische Langzeitbetreuung kombiniert verschiedene digitale Technologien, um chronisch kranke Menschen kontinuierlich medizinisch zu versorgen – oft über Monate oder Jahre hinweg.

Die drei Säulen der digitalen Langzeitbetreuung

1. Telemonitoring: Kontinuierliche Datenüberwachung

Beim Telemonitoring erfassen Sie regelmäßig gesundheitsrelevante Werte wie Blutzucker, Blutdruck, Gewicht oder Herzfrequenz. Diese Daten werden automatisch an Ihr Behandlungsteam übermittelt, das sie auswertet und bei Bedarf eingreift.

Typische Messwerte beim Telemonitoring:

  • Blutzuckerwerte bei Diabetes
  • Blutdruck und Herzfrequenz bei Hypertonie und Herzerkrankungen
  • Körpergewicht bei Herzinsuffizienz (Wassereinlagerungen erkennen)
  • Sauerstoffsättigung bei COPD und Asthma
  • Peak-Flow-Werte bei Atemwegserkrankungen
  • Aktivitätsdaten und Schlafqualität
  • EKG-Aufzeichnungen bei Herzrhythmusstörungen

Der große Vorteil: Probleme werden oft erkannt, bevor Sie selbst Symptome bemerken. So können Ärzte frühzeitig gegensteuern und Krankenhausaufenthalte vermeiden.

2. Video-Sprechstunden: Regelmäßiger persönlicher Kontakt

Ergänzend zum automatischen Monitoring ermöglichen Video-Sprechstunden regelmäßigen persönlichen Austausch mit Ihrem Arzt. Sie besprechen Ihre Werte, passen Medikamente an, klären Fragen und erhalten Empfehlungen für Ihren Alltag.

3. Digitale Gesundheitsanwendungen: Therapieunterstützung im Alltag

Apps auf Rezept – sogenannte DiGA – unterstützen Sie dabei, Ihre Erkrankung besser zu verstehen, Therapieziele zu erreichen und Ihren Lebensstil anzupassen. Sie kombinieren Wissensvermittlung, Tagebuchfunktionen und verhaltenstherapeutische Ansätze.

Diese drei Säulen greifen ineinander und schaffen ein engmaschiges Betreuungsnetz, das Sie im Alltag unterstützt und gleichzeitig ärztliche Kontrolle gewährleistet.

Für welche chronischen Erkrankungen eignet sich Telemedizin besonders?

Nicht jede chronische Erkrankung profitiert gleichermaßen von telemedizinischer Betreuung. Am besten eignen sich Erkrankungen, bei denen messbare Parameter regelmäßig überwacht werden müssen.

Diabetes mellitus: Pionier der Telemedizin

Diabetes ist geradezu prädestiniert für digitale Betreuung. Blutzuckerwerte lassen sich einfach messen und digital erfassen, der Zusammenhang zwischen Lebensstil, Ernährung und Werten ist direkt sichtbar.

Telemedizinische Möglichkeiten bei Diabetes:

  • Automatische Übertragung der Blutzuckerwerte vom Messgerät zur Arztpraxis
  • CGM-Systeme (kontinuierliche Glukosemessung) mit Fernüberwachung
  • Apps zur Ernährungsdokumentation und Insulinberechnung
  • Video-Sprechstunden zur Therapieanpassung
  • Digitale Diabetes-Schulungen
  • Früherkennung von Hyper- oder Hypoglykämien

Studien zeigen, dass Diabetes-Patienten mit Telemonitoring oft bessere HbA1c-Werte erreichen als mit konventioneller Betreuung allein.

Bluthochdruck und Herzerkrankungen: Engmaschige Kontrolle

Bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen können telemedizinische Programme lebensrettend sein. Verschlechterungen werden früh erkannt, bevor sie zu Notfällen führen.

Herzinsuffizienz: Telemonitoring bei Herzinsuffizienz hat das Ziel, Dekompensationen – also akute Verschlechterungen – frühzeitig zu erkennen. Warnsignale sind beispielsweise schnelle Gewichtszunahme durch Wassereinlagerungen, sinkende Sauerstoffsättigung oder erhöhte Herzfrequenz.

Was überwacht wird:

  • Tägliches Wiegen (wichtigster Parameter)
  • Blutdruck und Puls
  • Sauerstoffsättigung
  • Symptome wie Atemnot oder Schwellung der Beine

Bei Auffälligkeiten meldet sich das medizinische Team, passt Medikamente an oder empfiehlt einen Praxisbesuch. Viele Programme haben rund um die Uhr Bereitschaft.

Bluthochdruck: Auch bei Hypertonie hilft Telemonitoring dabei, die Werte langfristig im Zielbereich zu halten. Viele Patienten profitieren davon, ihre Werte regelmäßig zu messen und zu dokumentieren – allein das Bewusstsein führt oft zu besseren Werten.

Koronare Herzkrankheit und Herzrhythmusstörungen: Tragbare EKG-Geräte oder Smartwatches können Herzrhythmusstörungen aufzeichnen und an Kardiologen übermitteln. Das ist besonders bei intermittierenden Rhythmusstörungen wertvoll, die bei normalen Arztbesuchen nicht auftreten.

COPD und Asthma: Atemwegserkrankungen digital managen

Chronische Lungenerkrankungen erfordern kontinuierliches Monitoring, um Exazerbationen – also akute Verschlechterungen – zu vermeiden oder frühzeitig zu behandeln.

Was gemessen wird:

  • Peak-Flow-Werte (Atemstromstärke)
  • Sauerstoffsättigung im Blut
  • Atemfrequenz
  • Symptom-Tagebücher (Husten, Atemnot, Auswurf)
  • Medikamenteneinnahme und Inhalationstechnik

Telemonitoring bei COPD kann die Zahl der Krankenhausaufenthalte deutlich reduzieren. Wenn Werte sich verschlechtern, können Ärzte rechtzeitig Kortison oder Antibiotika verschreiben, bevor eine stationäre Behandlung nötig wird.

Weitere Erkrankungen mit Telemonitoring-Potenzial

Chronische Nierenerkrankungen: Überwachung von Blutdruck, Gewicht, Symptomen und Laborwerten. Besonders bei Dialyse-Patienten kann Telemonitoring zwischen den Dialyse-Terminen Sicherheit bieten.

Rheumatische Erkrankungen: Video-Sprechstunden zur Verlaufskontrolle, digitale Erfassung von Schmerzstärke, Beweglichkeit und Medikamentenwirkung. Digitale Gesundheitsanwendungen unterstützen bei Physiotherapie-Übungen.

Onkologische Erkrankungen: Nach Abschluss der Akuttherapie kann Telemedizin die Nachsorge unterstützen. Symptom-Monitoring, psychoonkologische Video-Beratung und digitale Angebote zur Bewältigung von Nebenwirkungen ergänzen die onkologische Versorgung.

Chronische Hauterkrankungen: Bei Neurodermitis, Psoriasis oder chronischen Wunden können Patienten Fotos an Dermatologen senden, die den Verlauf beurteilen und Therapien anpassen – ohne dass jedes Mal ein Praxisbesuch nötig ist.

Psychische Erkrankungen: Depression, Angststörungen oder bipolare Störungen profitieren von regelmäßigen Video-Psychotherapie-Sitzungen und digitalen Therapieprogrammen. Die Hemmschwelle für Kontaktaufnahme sinkt, die Therapietreue steigt. Mehr dazu erfahren Sie in unserem Ratgeber zur Online-Psychotherapie.

Wie funktioniert Telemonitoring in der Praxis?

Die technische Umsetzung ist heute einfacher als viele denken. Die meisten Systeme sind so gestaltet, dass auch Menschen ohne technische Vorkenntnisse sie problemlos nutzen können.

Schritt 1: Anmeldung und Ausstattung

Zunächst werden Sie von Ihrem Arzt für ein Telemonitoring-Programm angemeldet. Je nach Erkrankung erhalten Sie:

Messgeräte:

  • Bluetooth-fähiges Blutdruckmessgerät
  • Digitale Körperwaage mit Datenübertragung
  • Blutzuckermessgerät mit App-Anbindung
  • Pulsoximeter zur Sauerstoffmessung
  • EKG-Gerät oder Smartwatch mit EKG-Funktion

Software:

  • App für Ihr Smartphone oder Tablet
  • Zugang zu einer Web-Plattform
  • Anleitung zur Bedienung

Viele Krankenkassen stellen die Geräte kostenlos zur Verfügung oder übernehmen die Anschaffungskosten. Die Geräte sind in der Regel einfach zu bedienen und für ältere Menschen konzipiert.

Schritt 2: Regelmäßige Messungen

Sie messen Ihre Werte nach einem festgelegten Plan – zum Beispiel täglich morgens Gewicht und Blutdruck, dreimal täglich Blutzucker oder einmal wöchentlich Peak-Flow.

Wichtig für aussagekräftige Werte:

  • Messen Sie immer zur gleichen Tageszeit
  • Halten Sie sich an die Messanleitung
  • Dokumentieren Sie Besonderheiten (Sport, Stress, vergessene Medikamente)
  • Seien Sie ehrlich bei der Erfassung – es geht um Ihre Gesundheit

Die Daten werden automatisch übertragen. Sie müssen nichts manuell eingeben oder versenden.

Schritt 3: Automatische Datenübermittlung

Die gemessenen Werte werden per Bluetooth an Ihre App übertragen und von dort verschlüsselt an die Telemonitoring-Zentrale oder direkt zu Ihrer Arztpraxis gesendet.

Was passiert mit den Daten:

  • Sie werden in Ihrer elektronischen Patientenakte gespeichert
  • Algorithmen analysieren die Werte auf Auffälligkeiten
  • Bei kritischen Werten wird automatisch Alarm ausgelöst
  • Ihr Behandlungsteam erhält regelmäßig Berichte

Schritt 4: Ärztliche Auswertung und Intervention

Medizinisches Fachpersonal – oft speziell geschulte Pflegekräfte oder Telemedizin-Assistenten – überwacht Ihre Daten kontinuierlich.

Bei stabilen Werten: Keine Maßnahmen erforderlich. Sie erhalten eventuell eine Rückmeldung, dass alles im grünen Bereich ist.

Bei leichten Abweichungen: Sie werden kontaktiert und nach Ihrem Befinden gefragt. Möglicherweise gibt es Empfehlungen wie “Trinken Sie weniger Flüssigkeit” oder “Achten Sie auf Ihre Salzaufnahme”.

Bei kritischen Werten: Der behandelnde Arzt wird informiert und nimmt Kontakt mit Ihnen auf. Gegebenenfalls werden Medikamente angepasst, ein Praxisbesuch vereinbart oder im Notfall sogar der Rettungsdienst alarmiert.

Schritt 5: Regelmäßige Video-Sprechstunden

Zusätzlich zum automatischen Monitoring finden regelmäßig Video-Sprechstunden statt – je nach Programm wöchentlich, zweiwöchentlich oder monatlich.

Inhalte der Video-Sprechstunden:

  • Besprechung der gemessenen Werte
  • Anpassung der Medikation
  • Beantwortung von Fragen
  • Motivation zur Therapietreue
  • Lebensstilberatung (Ernährung, Bewegung)
  • Planung der nächsten Schritte

Diese Gespräche sind nicht nur medizinisch wertvoll, sondern geben auch psychologische Sicherheit: Sie wissen, dass jemand Ihre Werte im Blick hat und bei Problemen sofort reagiert.

Vorteile von Telemedizin bei chronischen Erkrankungen

Die Vorteile digitaler Langzeitbetreuung sind vielfältig und betreffen sowohl medizinische als auch praktische Aspekte des Lebens mit einer chronischen Erkrankung.

Früherkennung von Verschlechterungen

Der wohl größte medizinische Vorteil ist die Möglichkeit, Verschlechterungen frühzeitig zu erkennen, bevor sie zu Notfällen oder Krankenhausaufenthalten führen.

Beispiel Herzinsuffizienz: Wassereinlagerungen kündigen sich oft Tage vor spürbaren Symptomen durch Gewichtszunahme an. Wenn Sie jeden Morgen auf die Telemonitoring-Waage steigen, sieht das System diese Entwicklung sofort. Ihr Arzt kann die Entwässerungsmedikation erhöhen, bevor Sie unter Atemnot leiden oder ins Krankenhaus müssen.

Studien zeigen, dass Telemonitoring bei Herzinsuffizienz die Zahl der Krankenhausaufenthalte um bis zu 35 Prozent reduzieren kann. Auch die Sterblichkeit sinkt nachweislich.

Mehr Lebensqualität und Flexibilität

Chronische Erkrankungen bedeuten oft ständige Arzttermine, lange Wartezeiten und eingeschränkte Planung. Telemedizin gibt Ihnen Freiheiten zurück.

Weniger Arztbesuche: Wenn Ihre Werte stabil sind, müssen Sie nicht alle paar Wochen in die Praxis. Video-Sprechstunden lassen sich flexibel in Ihren Alltag integrieren – auch von unterwegs oder im Urlaub.

Mehr Sicherheit im Alltag: Das Wissen, dass Ihre Werte kontinuierlich überwacht werden, nimmt Ängste. Sie können aktiver am Leben teilnehmen, ohne ständig zu befürchten, dass etwas übersehen wird.

Urlaub und Reisen: Mit Telemonitoring können Sie entspannter verreisen. Ihre Messgeräte nehmen Sie mit, die Daten werden weiterhin übermittelt. Bei Problemen ist Ihr Behandlungsteam per Video erreichbar. Detaillierte Tipps finden Sie in unserem Artikel zu Telemedizin im Ausland.

Berufstätigkeit: Für Berufstätige sind häufige Arzttermine eine Belastung. Video-Sprechstunden lassen sich in der Mittagspause oder nach Feierabend wahrnehmen. Das erleichtert es, trotz chronischer Erkrankung im Berufsleben zu stehen.

Bessere Therapietreue

Einer der größten Herausforderungen bei chronischen Erkrankungen ist die Therapietreue (Adhärenz). Viele Patienten nehmen Medikamente unregelmäßig oder setzen sie eigenmächtig ab.

Wie Telemonitoring die Therapietreue verbessert:

  • Kontrolle: Das Bewusstsein, dass Werte überwacht werden, motiviert zur regelmäßigen Medikamenteneinnahme
  • Erinnerungen: Apps können an Messungen und Medikamenteneinnahme erinnern
  • Feedback: Sie sehen direkt, wie sich Therapietreue auf Ihre Werte auswirkt
  • Beziehung: Regelmäßiger Kontakt zum Behandlungsteam stärkt die Bindung
  • Verständnis: Durch Schulungen und Apps verstehen Sie besser, warum Therapie wichtig ist

Individuelle Therapieanpassung

Telemonitoring liefert viel mehr Daten als gelegentliche Praxisbesuche. Ihr Arzt sieht nicht nur eine Momentaufnahme, sondern den Verlauf über Wochen und Monate.

Vorteile für die Therapie:

  • Medikamente können feiner dosiert werden
  • Zusammenhänge zwischen Lebensstil und Werten werden sichtbar
  • Saisonale Schwankungen werden erkennbar
  • Die Therapie wird wirklich individuell auf Sie zugeschnitten

Beispiel Diabetes: Wenn Ihr Arzt sieht, dass Ihre Blutzuckerwerte nach dem Mittagessen regelmäßig zu hoch sind, kann er gezielt das kurzwirksame Insulin anpassen. Bei klassischen Kontrolluntersuchungen würde das womöglich nicht auffallen.

Reduzierung von Krankenhausaufenthalten

Viele Studien belegen: Telemonitoring reduziert Krankenhauseinweisungen deutlich. Das ist nicht nur angenehmer für Sie, sondern auch gesünder.

Warum weniger Krankenhausaufenthalte wichtig sind:

  • Krankenhäuser bedeuten Stress und Infektionsrisiko
  • Ihr gewohnter Alltag wird nicht unterbrochen
  • Sie behalten mehr Autonomie
  • Die Kosten für das Gesundheitssystem sinken

Bei Herzinsuffizienz lassen sich durch Telemonitoring bis zu 40 Prozent der stationären Aufenthalte vermeiden. Bei COPD sind die Effekte ähnlich beeindruckend.

Grenzen und Herausforderungen der telemedizinischen Langzeitbetreuung

So vielversprechend Telemedizin ist – sie ist kein Allheilmittel und hat Grenzen, die Sie kennen sollten.

Wann persönliche Arztbesuche unverzichtbar sind

Telemedizin kann körperliche Untersuchungen nicht ersetzen. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen bleiben notwendig:

Laboruntersuchungen: Blutwerte wie Nierenfunktion, Leberwerte, HbA1c bei Diabetes oder INR bei Gerinnungshemmern müssen im Labor bestimmt werden.

Bildgebende Verfahren: Röntgen, Ultraschall, EKG in der Praxis oder MRT sind bei vielen Erkrankungen wichtig für die Verlaufskontrolle.

Körperliche Untersuchung: Abhorchen von Herz und Lunge, Abtasten des Bauches, Reflexprüfungen oder Wundkontrollen erfordern persönlichen Kontakt.

Komplexe Therapieentscheidungen: Bei größeren Therapieumstellungen oder Verschlechterungen ist ein ausführliches persönliches Gespräch oft besser als Video.

Die ideale Versorgung kombiniert Telemedizin mit regelmäßigen Vor-Ort-Terminen. Wie oft Sie persönlich in die Praxis sollten, hängt von Ihrer Erkrankung und Ihrer Stabilität ab.

Technische Voraussetzungen und digitale Kompetenz

Nicht jeder fühlt sich mit digitalen Technologien wohl. Besonders ältere Menschen – die überdurchschnittlich oft chronisch krank sind – haben manchmal Berührungsängste.

Was Sie brauchen:

  • Smartphone, Tablet oder Computer mit Internetverbindung
  • Grundlegende Bedienungskenntnisse (An- und Ausschalten, Apps öffnen)
  • Stabile Internetverbindung für Video-Sprechstunden
  • Bereitschaft, sich mit neuen Technologien auseinanderzusetzen

Die gute Nachricht: Die meisten Telemonitoring-Systeme sind bewusst einfach gehalten. Oft gibt es technischen Support und Einweisungen. Manche Programme senden sogar Geräte, die ohne Smartphone funktionieren und Daten über Mobilfunk übertragen.

Datenschutz und Datensicherheit

Ihre Gesundheitsdaten sind sensibel. Bei Telemonitoring werden regelmäßig Daten übertragen und gespeichert – ein potenzielles Einfallstor für Sicherheitsrisiken.

Worauf Sie achten sollten:

  • Anbieter mit CE-Kennzeichnung als Medizinprodukt
  • DSGVO-konforme Datenverarbeitung
  • Ende-zu-Ende-Verschlüsselung der Datenübertragung
  • Serverstandort in Deutschland oder der EU
  • Transparente Datenschutzerklärung
  • Zertifizierungen wie ISO 27001

Seriöse Anbieter nehmen Datenschutz sehr ernst. Mehr zum Thema erfahren Sie in unserem Ratgeber zu Datenschutz in der Telemedizin.

Kosten und Kostenübernahme

Nicht alle telemedizinischen Leistungen werden von allen Krankenkassen übernommen. Die Erstattungspraxis variiert stark.

Was oft übernommen wird:

  • Video-Sprechstunden mit kassenärztlich zugelassenen Ärzten
  • Strukturierte Telemonitoring-Programme (z.B. bei Herzinsuffizienz, Diabetes)
  • Digitale Gesundheitsanwendungen auf Rezept

Was oft selbst bezahlt werden muss:

  • Kommerzielle Monitoring-Apps ohne Kassenvertrag
  • Spezielle Messgeräte ohne Kassenvereinbarung
  • Premium-Dienste und erweiterte Features

Klären Sie vor Beginn eines Telemonitoring-Programms unbedingt mit Ihrer Krankenkasse, welche Kosten übernommen werden. Detaillierte Informationen finden Sie in unserem Artikel zu Telemedizin-Kosten und Preisen.

Digitale Gesundheitsanwendungen: Apps auf Rezept für chronisch Kranke

Ein wichtiger Baustein der telemedizinischen Langzeitbetreuung sind Digitale Gesundheitsanwendungen – kurz DiGA, oft auch “Apps auf Rezept” genannt.

Was sind DiGA?

DiGA sind CE-zertifizierte Medizinprodukte in Form von Apps oder webbasierten Anwendungen. Sie wurden vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte geprüft und sind nachweislich wirksam.

Was DiGA können:

  • Symptom-Tagebücher führen
  • Therapieübungen anleiten
  • Wissen über die Erkrankung vermitteln
  • Verhaltensänderungen unterstützen
  • Mit anderen Betroffenen vernetzen
  • Daten mit Ärzten teilen

DiGA für verschiedene chronische Erkrankungen

Diabetes:

  • HelloBetter Diabetes (psychologische Unterstützung)
  • Vitadio (Diabetes-Management mit Ernährungscoaching)

Rückenschmerzen:

  • Kaia (Physiotherapie-Übungen und Schmerzmanagement)
  • Vivira (personalisiertes Training bei chronischen Schmerzen)

Psychische Erkrankungen:

  • Selfapy (Programme bei Depression, Angst, Stress)
  • Novego (Online-Kurse bei Depression)
  • Mindable (Therapie-App für Depression)

Tinnitus:

  • Kalmeda (Tinnitus-Therapie mit Klangtherapie)
  • Tinnitracks (Musiktherapie bei Tinnitus)

Migräne:

  • M-sense (Migräne-Tagebuch mit Triggererkennung)

COPD und Asthma:

  • Kata (COPD-Management und Atemtraining)

Adipositas:

  • Zanadio (digitales Adipositas-Programm)
  • Oviva Direkt (Ernährungstherapie bei Übergewicht)

Eine vollständige und aktuelle Liste finden Sie im DiGA-Verzeichnis des BfArM. Mehr Informationen bietet unser Ratgeber zu Digitalen Gesundheitsanwendungen.

Wie bekomme ich eine DiGA?

Schritt 1: Sprechen Sie mit Ihrem Arzt. Dieser kann eine DiGA wie ein normales Medikament verschreiben, wenn sie zu Ihrer Diagnose passt.

Schritt 2: Sie erhalten ein Rezept oder einen Freischaltcode von Ihrer Krankenkasse.

Schritt 3: Sie laden die App herunter oder registrieren sich auf der Website und geben den Code ein.

Kosten: Für Sie fallen keine Kosten an. Die Krankenkasse übernimmt die vollständigen Kosten der DiGA.

Praktische Tipps: So gelingt der Einstieg ins Telemonitoring

Sie sind überzeugt und möchten Telemonitoring ausprobieren? Diese Schritte helfen Ihnen beim Einstieg.

1. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt

Nicht jeder Arzt bietet Telemonitoring aktiv an. Ergreifen Sie die Initiative:

Fragen, die Sie stellen können:

  • “Gibt es ein Telemonitoring-Programm für meine Erkrankung?”
  • “Welche Erfahrungen haben Sie mit digitaler Langzeitbetreuung?”
  • “Übernimmt meine Krankenkasse die Kosten?”
  • “Welche Anbieter empfehlen Sie?”

Wenn Ihr aktueller Arzt keine Telemonitoring-Programme anbietet, fragen Sie bei Ihrer Krankenkasse nach. Viele Kassen haben eigene Programme oder empfehlen spezialisierte Anbieter.

2. Informieren Sie sich über Programme Ihrer Krankenkasse

Viele gesetzliche Krankenkassen bieten eigene oder geförderte Telemonitoring-Programme:

Beispiele:

  • TK (Techniker Krankenkasse): TK-DiabetesCoach, TK-DepressionsCoach, verschiedene DiGA
  • Barmer: Barmer Teledoktor, Telemonitoring bei Herzinsuffizienz
  • AOK: AOK-Curaplan mit digitaler Unterstützung, diverse DiGA
  • DAK: DAK Medizin-Hotline, DiGA-Angebote

Schauen Sie auf der Website Ihrer Krankenkasse nach Stichworten wie “Telemedizin”, “Telemonitoring”, “digitale Gesundheit” oder “Apps auf Rezept”.

3. Wählen Sie das passende Programm

Es gibt verschiedene Arten von Telemonitoring-Programmen:

Arztpraxis-basiert: Ihr Hausarzt oder Facharzt betreut Sie digital. Vorteil: persönliche Beziehung bleibt, alles aus einer Hand.

Spezialisierte Telemonitoring-Zentren: Professionelle Anbieter, oft mit 24/7-Überwachung und spezialisierten Teams. Vorteil: höchste Expertise, schnelle Reaktion.

Krankenkassen-Programme: Von Ihrer Kasse organisiert, oft kostenlos. Vorteil: unkomplizierte Abwicklung, keine Vorabklärung nötig.

Kommerzielle Anbieter: Private Dienste mit erweiterten Features. Vorteil: modernste Technologie, exzellente Benutzeroberflächen. Nachteil: oft teuer, Kostenübernahme unklar.

4. Bereiten Sie sich auf die technische Einrichtung vor

Die meisten Anbieter schicken Ihnen die Geräte nach Hause und bieten telefonische Unterstützung bei der Einrichtung.

Checkliste für den Start:

  • Smartphone oder Tablet aufgeladen
  • WLAN-Passwort bereithalten
  • Ruhige Zeit einplanen (30-60 Minuten)
  • Eventuell jemanden um Hilfe bitten, wenn Sie unsicher sind
  • Anleitung gründlich lesen
  • Testmessung durchführen
  • Bei Problemen sofort den Support kontaktieren

Die anfängliche Hürde lohnt sich. Nach wenigen Tagen wird die Messung zur Routine.

5. Entwickeln Sie eine Messroutine

Regelmäßigkeit ist der Schlüssel zum Erfolg. Integrieren Sie die Messungen in Ihren Tagesablauf.

Tipps für die Routine:

  • Messen Sie immer zur gleichen Zeit (z.B. morgens nach dem Aufstehen)
  • Verknüpfen Sie Messungen mit bestehenden Gewohnheiten (z.B. nach dem Zähneputzen)
  • Stellen Sie Geräte an einen festen Ort
  • Nutzen Sie Erinnerungsfunktionen in der App
  • Belohnen Sie sich für konsequentes Messen

Vergessen Sie nicht: Das Monitoring nützt nur, wenn Sie es regelmäßig durchführen. Lückenhafte Daten erschweren die ärztliche Beurteilung.

6. Bleiben Sie in Kontakt mit Ihrem Behandlungsteam

Telemonitoring bedeutet nicht, dass Sie auf sich allein gestellt sind. Im Gegenteil: Der Kontakt wird oft intensiver, nur auf andere Weise.

Nutzen Sie die Kommunikationskanäle:

  • Nehmen Sie an allen vereinbarten Video-Sprechstunden teil
  • Melden Sie Veränderungen oder Beschwerden proaktiv
  • Stellen Sie Fragen über die App oder per Nachricht
  • Setzen Sie ärztliche Empfehlungen konsequent um

Eine gute Zusammenarbeit zwischen Ihnen und Ihrem Behandlungsteam ist die Basis für erfolgreiche Langzeitbetreuung.

Zukunft der Telemedizin bei chronischen Erkrankungen

Die Entwicklung ist rasant. Was heute noch Innovation ist, wird in wenigen Jahren Standard sein.

Künstliche Intelligenz: Bessere Vorhersagen

KI-Algorithmen werden immer besser darin, aus Daten Verschlechterungen vorherzusagen, bevor sie eintreten. Systeme lernen, für jeden Patienten individuelle Muster zu erkennen.

Beispiel: Ein KI-System analysiert Ihre Herzfrequenz, Gewichtsverlauf, Aktivitätslevel und sogar Wetterdaten. Es erkennt ein Muster, das bei Ihnen typischerweise einer Dekompensation vorausgeht – und warnt Sie drei Tage im Voraus, damit Sie präventiv handeln können.

Integration aller Daten: Die elektronische Patientenakte

Bisher sind telemedizinische Daten oft isoliert von Ihrer übrigen medizinischen Geschichte. Mit der elektronischen Patientenakte (ePA) werden alle Gesundheitsdaten an einem Ort zusammengeführt.

Vorteil: Ihr Hausarzt, Kardiologe und Diabetes-Spezialist sehen alle dieselben Daten. Behandlungen werden besser aufeinander abgestimmt, Doppeluntersuchungen vermieden.

Wearables und implantierbare Sensoren

Smartwatches messen heute schon Herzfrequenz, EKG und Sauerstoffsättigung. Die nächste Generation wird Blutzucker, Blutdruck und andere Parameter kontinuierlich erfassen – ohne dass Sie etwas tun müssen.

Implantierbare Sensoren bei Herzinsuffizienz messen bereits heute den Druck in der Lungenarterie und funken die Werte an eine Zentrale. Frühwarnsysteme werden immer ausgereifter.

Telemedizin wird Standard

In einigen Jahren wird telemedizinische Betreuung bei chronischen Erkrankungen der Normalfall sein, nicht die Ausnahme. Die Infrastruktur wächst, Ärzte werden geschult, Abrechnungssysteme vereinfacht.

Chronisch krank zu sein wird weiterhin eine Herausforderung bleiben – aber durch Telemedizin eine handhabbare, die Sie nicht von Ihrem Leben abhält.

Fazit: Telemedizin als Game-Changer für chronisch Kranke

Telemedizinische Langzeitbetreuung ist weit mehr als ein technisches Gimmick. Sie verändert fundamental, wie chronische Erkrankungen gemanagt werden – zum Besseren.

Die wichtigsten Erkenntnisse:

  • Telemonitoring ermöglicht Früherkennung von Verschlechterungen und reduziert Krankenhausaufenthalte
  • Video-Sprechstunden und digitale Gesundheitsanwendungen ergänzen die Vor-Ort-Versorgung sinnvoll
  • Chronisch Kranke gewinnen Lebensqualität, Flexibilität und Sicherheit
  • Die Technik ist ausgereift und auch für ältere oder weniger technikaffine Menschen geeignet
  • Viele Krankenkassen übernehmen die Kosten vollständig

Wenn Sie mit einer chronischen Erkrankung leben, lohnt es sich, Telemonitoring auszuprobieren. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, informieren Sie sich bei Ihrer Krankenkasse und geben Sie der digitalen Betreuung eine Chance.

Ihre Gesundheit wird davon profitieren – und Ihr Alltag auch.

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